Langsam füllt sich der Saal, und ich spüre, wie die Spannung steigt, bis die Band endlich die Bühne betritt und loslegt.
Und die große Besetzung erschafft große Musik. Schon der erste Song packt mich, die leidenschaftliche Stimme der Sängerin, die expressiven Gesten, die sich steigernde Melodie, unterstrichen von den Klängen der Streicherinnen - eine einzigartige Mischung. Vielleicht höre ich sogar etwas der russischen Opern darin, melodische Wendungen, aber das mag auch eine viel ältere musikalische Tradition sein. Schließlich stammt Xenia Ostrovskaya ursprünglich aus St. Petersburg, bevor sie in Wien landete und hier künstlerisch tätig wurde, nicht nur als Sängerin.
Vielleicht ist es eben die russischen Sprache, in der die meisten Songs geschrieben sind, die Assoziationen weckt, sie wirkt gleichzeitig hart und weich - und geheimnisvoll melancholisch. Wenn man so wie ich kein Wort versteht, ist die Fantasie hier natürlich umso blühender. Zum Glück erklärt die Sängerin manche Songs. Ein neuer Song, der sich mit der Gefahr beschäftigt, dass wir in Extreme gedrängt werden und immer weniger Gemeinsamkeiten finden, ist ihr besonders wichtig.
Auf einen Stil lässt sich die Band aber nicht festlegen, ihre Musik ist wesentlich vielfältiger: Pop, Folk, eine Prise Jazz und sogar eine treffende Hommage an Sting hören wir im Lauf des fantastischen Abends. Das kann natürlich nur eine Band schaffen, die ihr Handwerk versteht. Die Violinistin Niko Sapo tritt bei einigen Songs auch als Duettpartnerin in Erscheinung. Das Zentrum ist aber zweifellos Xenia Ostrovskaya, die von Song zu Song mehr aus sich herausgeht, genauso wie das Publikum. Am Ende wird die Band erst nach zwei Zugaben von der Bühne gelassen, und ich bin froh, dass ich dabei gewesen bin.