Liberation Orchestra |
Ocean Mole |
Der Sänger konnte seinen Hang zur Theatralik ausleben, so dass auch die Showelemente nicht zu kurz kamen. Der zwischendurch eingebaute "Witcher" Song passte gut ins Gesamtkonzept und erhöhte den Unterhaltungswert noch einmal. Als Belohnung kam Damenunterwäsche auf die Bühne geflogen, was man heute auch nicht mehr so oft sieht.
Manches wirkte zwar noch ungeschliffen und subtilere Passagen gingen in der Gesamtlautstärke etwas unter, aber insgesamt zeigte die Band, dass sie genaue Vorstellungen hat, wo sie hin will, und es lohnt sich, auf diesem Weg dabei zu sein.
Nach einer kurzen Pause - erstaunlich kurz wenn man bedenkt, dass nun 11 Musikerinnen auf und auch neben der Bühne stehen würden - begann der Auftritt des Liberation Orchestras, der eine Verschmelzung von Jazz, Klassik, Alternative Rock und Worldmusic verspricht. Bands mit ähnlichen Konzepten habe ich in den letzten Jahren einige gehört, und es ist immer spannend, wie diese Ideen umgesetzt werden. Entsprechend gespannt war ich auf das Konzert.
Liberation Orchestra |
Im einzigen Instrumentalstück des Sets gibt es Freiraum für improvisierte Soli einzelner InstrumentalistInnen, sonst sind die Stücke soweit ich das beurteilen kann ziemlich durchkomponiert, und zwar sehr effektiv. Keine Sekunde kommt Langeweile auf, es werden alle Möglichkeiten, die ein derartig vielfältiges Ensemble bietet, ausgenutzt und auch eingesetzt. Der Dynamikumfang ist groß, ruhige Passagen wechseln mit explosiven Teilen ab, der Bass wummert, die Bläser setzen Akzente, verzerrte Gitarrenläufe gehen über in fließende Keyboardmelodien.
Die Kompositionen sind aber nicht auf Effekthascherei aus, sondern nutzen die Möglichkeiten aus, um die Inhalte in Musik umzusetzen: Es geht um (Selbst)befreiung, Überwindung von Grenzen, den besorgniserregenden Zustand der Welt und die Politiker, die damit spielen.
Ron Oppenheim selbst dirigiert aus dem Halbdunkel des Zuschauerraumes. Er geht dabei rastlos auf und ab, wirft die schon gespielten Notenblätter auf den Boden, springt in die Luft und holt mit energischen Handbewegungen das Letzte aus den MusikerInnen heraus. Ein großer Abend, und das zahlreiche Publikum ist begeistert. Ich denke, das wird nicht mein letztes Konzert des Liberation Orchestras gewesen sein!