Sommer 1998, Arena. Die Sonne ist gerade untergegangen, der Mond wird bald hinter dem Schornstein des ehemaligen Schlachthofs aufgehen.
Patti Smith steht auf der Bühne. Lenny Kaye mit den Händen an der Gitarre neben ihr.
Langsam setzt sie ihre Brille auf, während Lenny ein hypnotisches, absteigendes Gitarrenthema beginnt.
"Holy, Holy!"
zitiert sie Allen Ginsbergs "Footnote to Howl".
"The world ist holy. The skin is holy."
Die ersten Bassnoten von Tony Shanahan, Oliver Ray an der zweiten Gitarre greift das Thema ebenfalls auf.
"Everything is holy! everybody’s holy! everywhere is holy! everyday is in eternity! Everyman’s an angel!"
Jay Dee Daugherty am Schlagzeug wartet, beobachtet, bevor er zuerst kaum hörbar, dann immer lauter seine Trommeln schlägt. Der Rhythmus des Gedichts wird dichter, Patti spuckt die Worte aus wie in Trance, immer lauter, immer schneller. Die Textblätter hat sie längst zu Boden gefegt, die letzten Zeilen schreit sie uns entgegen:
"Holy the supernatural extra brilliant intelligent kindness of the soul!"
Die langen Haare verdecken ihr Gesicht fast völlig, die Musik schwillt an, plötzlich hat sie eine Klarinette in der Hand, bläst hinein, dissonante Töne, dreht sich dabei im Kreis, immer schneller.
Dann mit einem Schlag Ruhe.
"Hello Vienna!"
I
ch bin kein großer Theatergeher, aber gestern wurde ich von "The Ghost And The Machine" ins Theater gelockt. Ich habe es nicht bereut. Es war kein "Wohlfühltheater", schmerzhaft und drastisch, aber auch voller poetischer Momente und starker Bilder, offen für Interpretationen, über die ich noch lange nachdenken werde. Und es war nie langweilig.
Letzte Woche mussten sie noch aus Krankheitsgründen ein Konzert absagen, am Freitag im Fluc waren sie zum Glück wieder voll auf der Höhe, die Rockband "Destroyed But Not Defeated". Um sich diesen Auftritt entgehen zu lassen, hätten sie wohl halbtot sein müssen, immerhin eröffnen sie für Post-Punk Basslegende Mike Watt und seiner Band "Il Sogno del Marinaio", dessen Nummer "Piss Bottle Man" sie dann später auch spielen.
Vor kurzem habe ich über ihre CD geschrieben, am Dienstag konnte ich sie endlich wieder live erleben: "The Ghost and the Machine". Anlass für das Konzert im rhiz war das Erscheinen der Vinyl-Version ihrer Debut-Scheibe, sehr schön mit Ausklappcover.
Es gibt viele Wege, auf Leonard Cohens Werk zu stoßen. Bei uns war es das Gerücht, das jemand aufgebracht hatte, Leonard hätte schon mehr als 100 Frauen gehabt. Und das bis 1984. Das war schon eine beeindruckende Vorgabe für uns, vor allem, da wir uns in dieser Angelegenheit noch im binären Zahlenbereich bewegten. Es gab Versuche im Freundeskreis, mit Gitarrenspiel, Sonnenbrille, Gesang, ernstem Blick und Poesie zu demselben Ergebnis zu kommen.
Anna Mignon gesteht, dass sie vor dem Auftritt heute im Froff nervös war. Schließlich ist es die Livepremiere für ein neues Programm, an dem sie und ihre Band über den Sommer gearbeitet haben, ein wichtiges Ereignis für die Sängerin. Hat sich die Mühe gelohnt, werden die neuen Songs ankommen? Interesse seitens des Publikums ist jedenfalls genug vorhanden, ich habe das Froff selten so voll erlebt.
Das Radio war lange meine primäre Musikversorgung, das Radio und der Kassettenrekorder. Sehr viele Platten konnte ich mir ja nicht leisten, und eine andere Musikquelle gab es nicht.
In der Szene Wien war ich das letzte Mal vor 30 Jahren, und gefühlsmäßig hat sich seitdem nicht allzu viel verändert. Damals gab es allerdings die U3 noch nicht, und es war eine kleine Weltreise dorthin. Ich bin pünktlich da, aber wie nicht anders zu erwarten, beginnt die Show später als vorgesehen. Darum kann ich auch nichts vom Adam Project schreiben, ich musste nämlich früher weg. Schade, aber es wird sich sicher wieder eine Gelegenheit ergeben.
Die gewohnten spanischen Stierkampfszenen auf den roten Wandleuchten sind den liebevoll gestalteten Silhouetten schwarzer Katzen gewichen, was der schummrigen Arena Bar ein dezent französisches Flair verleiht. Fast könnte man glauben, die Dekoration wurde extra für den heutigen Auftritt von Marianne Dissard geschaffen, wird sie doch aus dem Manuskript ihres Buches mit dem Titel "The Cat Not Me - Junk Memoirs of a Yogini" lesen. Der zweite Gast ist der Schriftsteller Alfred Goubran. Eine spannende Kombination, eine Musikerin, die ihren ersten Roman schreibt, und ein Schriftsteller, der sich als Sänger ein zweites Standbein geschaffen hat.
Tower Records - das war der Platten und CD-Himmel für mich in London! In Wien gab es die beiden Carolas, die Plattenabteilungen der Kaufhäuser, den Flohmarkt und die Second Hand Geschäfte. Den EMI-Shop gab es auch schon und auch vis-a-vis in der Kärnter Straße war ein Plattengeschäft, auch Meki und Hannibal. Aber nichts annähernd in dieser Größe und mit dieser Auswahl! Virgin war bei uns noch weit und breit nicht zu sehen. Als ich das erste Mal nach London kam, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf: Virgin, HMV und eben Tower Records - neben den unzähligen kleinen Geschäften in den Seitenstraßen der Oxford Street natürlich. Ich glaube, eines der gelben Sackerl habe ich noch irgendwo im Kasten.
Fania Live, 20:00. Das Konzert von Anne Dromeda und Tryballot sollte bald beginnen, und der Tontechniker ist noch irgendwo an der Stadtgrenze. Das kann die ruhigste Künstlerin nervös machen, noch dazu, wenn sie kurzfristig einen neuen Kontrabassisten für den Auftritt suchen musste. Dafür bleibt Zeit für ein kurzes Gespräch mit der Sängerin.