Sonntag, 12. März 2017

Ohne Sauerstoffflasche auf den Himalaya - der Auftritt von "Little Rosie´s Kindergarden" im 1019 Jazzclub



Schon beim Lesen der Konzertankündigung von "Little Rosie´s Kindergarden" ahne ich, das wird ein musikalisches Extremabenteuer für meine Ohren werden, eine Himalayabesteigung ohne Sauerstoffflasche quasi. Kollektivimprovisation, Neudeutung, Aufbrechen musikalischer Zusammenhänge, Verfremdung - Abenteuer pur!



11 MusikerInnen gleichzeitig auf der kleinen Bühne des Jazzklubs 1019 sieht man  nicht alle Tage. Publikum ist auch zahlreich vorhanden, und schon geht es los, zuerst leise, fragend, ein Rhythmus entwickelt sich, auch eine Melodie zeichnet sich ab, verschwindet wieder. Die beiden Sängerinnen zitieren Kinderlieder und Reime, spielen mit den Worten, geben sie an die Instrumente weiter. Stellenweise setzt sich ein rockiger Rhythmus durch, der Bass wummert und es wird ganz schön laut, dann wieder ein zartes Geigensolo, ein Walzer....Man weiß nie, wie ein Stück weitergeht, es bleibt immer spannend, und bei mancher überraschenden Wendung muss ich lachen. 


Wo die Komposition aufhört und die Improvisation beginnt, ist nicht leicht zu sagen, man spürt auf jeden Fall den Spaß am Experimentieren, aber auch die Sorgfalt, mit der die Stücke aufgebaut wurden. So frei die Improvisationen manchmal auf mich wirken, die Musik gleitet nie ganz ins Chaos ab. Ein offensichtlicher Bandleader ist für mich nicht auszumachen, immer wieder deutet ein anderer Musiker oder eine Musikerin einen Taktwechsel an oder gibt Zeichen zum Einsatz. Little Rosie hat ihre Kinder alleine spielen lassen. 

Die in der Konzertankündigung angesprochene Analogie zu den Spielen von Kindern passt zu hundert Prozent. Die Kompositionen sind die Plastilinkugeln, aus denen sich spielerisch alles mögliche formen lässt. 

Kaum zu glauben, dass das heute der erste öffentliche Auftritt dieses Kollektivs ist. Aber wer sich auf dieses Abenteuer einlassen will, wird heuer sicher noch weitere Gelegenheiten dazu haben!