Sonntag, 4. Juni 2017

Die große Besetzung - Princesse Angine im Schwarzberg, 1.6.2017

Als ich die Stufen zum Konzertsaal des Schwarzbergs hinuntergehe, habe ich nur vage Vorstellungen, was mich erwartet. Bewusst habe ich mir keine YouTube-Videos von Princesse Angine angeschaut oder in die Soundcloud-Files hineingehört. Die beiden Songs von Krysztof Dobrek, die die Sängerin und Gründerin des Projekts, Xenia Ostrovskaya vor zwei Monaten im Orpheum interpretiert hat, haben mich auf jeden Fall von ihren stimmlichen Qualitäten überzeugt und auf ihre eigene Musik neugierig gemacht.
Langsam füllt sich der Saal, und ich spüre, wie die Spannung steigt, bis die Band endlich die Bühne betritt und loslegt.
Ich weiß ja nicht viel von russischer Musik. Ein paar Opern kenne ich, und natürlich Russkaja. Aber "Princesse Angine" gehen einen eigenen Weg, das wird schon klar, als neben der klassischen Rockbandbesetzung - Gitarrist, Basist und Schlagzeuger -  ein Damenstreichquartett Platz nimmt. "Die große Besetzung", wie die Sängerin meint.
Und die große Besetzung erschafft große Musik. Schon der erste Song packt mich, die leidenschaftliche Stimme der Sängerin, die expressiven Gesten, die sich steigernde Melodie, unterstrichen von den Klängen der Streicherinnen - eine einzigartige Mischung. Vielleicht höre ich sogar etwas der russischen Opern darin, melodische Wendungen, aber das mag auch eine viel ältere musikalische Tradition sein. Schließlich stammt Xenia Ostrovskaya ursprünglich aus St. Petersburg, bevor sie in Wien landete und hier künstlerisch tätig wurde, nicht nur als Sängerin.

Vielleicht ist es eben die russischen Sprache, in der die meisten Songs geschrieben sind, die Assoziationen weckt, sie wirkt gleichzeitig hart und weich - und geheimnisvoll melancholisch. Wenn man so wie ich kein Wort versteht, ist die Fantasie hier natürlich umso blühender. Zum Glück erklärt die Sängerin manche Songs. Ein neuer Song, der sich mit der Gefahr beschäftigt, dass wir in Extreme gedrängt werden und immer weniger Gemeinsamkeiten finden, ist ihr besonders wichtig.

Auf einen Stil lässt sich die Band aber nicht festlegen, ihre Musik ist wesentlich vielfältiger: Pop, Folk, eine Prise Jazz und sogar eine treffende Hommage an Sting hören wir im Lauf des fantastischen Abends. Das kann natürlich nur eine Band schaffen, die ihr Handwerk versteht. Die Violinistin Niko Sapo tritt bei einigen Songs auch als Duettpartnerin in Erscheinung. Das Zentrum ist aber zweifellos Xenia Ostrovskaya, die von Song zu Song mehr aus sich herausgeht, genauso wie das Publikum.  Am Ende wird die Band  erst nach zwei Zugaben von der Bühne gelassen, und ich bin froh, dass ich dabei gewesen bin.