Montag, 6. Februar 2017

Himmel und Hölle in der Arena Bar - Claudia Heidegger und Galvin & Sko, 3.2.2017

Wenn Robert Fischer die KünstlerInnen zu seiner Konzertreihe Frauen: Musik einlädt, lohnt sich immer ein Besuch. Unermüdlich ist er bei Open Mic Nights auf Talentesuche, um uns ein interessantes Programm zu bieten. Enthusiasten wie er, von denen es in Wien zum Glück eine Handvoll gibt, sind verantwortlich für viele spannende Entdeckungen und schöne Konzertabende. Und so finden sich trotz starker Konzertkonkurrenz gar nicht so wenige neugierige ZuhörerInnen in der kleinen aber feinen Arena Bar ein.


Claudia Heidegger habe ich schon einmal live gesehen, aber einmal hören ist bei ihr zu wenig, zu tiefgründig sind ihre Songs, zu exquisit und fragil ihre Melodien, als dass sie ihre Geheimnisse schon beim ersten Mal offenbaren würden.

Wenn sie die Augen schließt, ganz nah ans Mikrophon herangeht und zu singen beginnt, dann nimmt  sie uns mit in ihr "Kingdom far far away", oder auch auf den Jakobsweg, bei dem man seinem Schatten folgt und viel Zeit zum Nachdenken hat.  Ob sie sich mit spirituellen Themen beschäftigt oder mit den Bedürfnis nach Veränderungen, man spürt den Drang der Künstlerin, unter die Oberfläche zu schauen, tiefer zu graben. Wie schon beim ersten Mal faszinieren mich ihre Gedanken zum Glauben und zur Religion, und leider hat sie recht wenn sie feststellt, dass wir die Hölle im Jenseits gar nicht brauchen, wir machen sie uns schon selbst hier. Highlights sind auch die Duette mit Julia Erharter, deren tiefere Stimmlage die ideale Ergänzung zu Claudia Heideggers Sopran ist (ein Beispiel gibt es hier zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=TQgfVhfV3Ds ).

Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit Galvin & Sko, einem Duo aus Kärnten, die mir bis dahin unbekannt waren. Ich wollte mich zwar auf Youtube schlau machen, habe mich aber dann doch lieber überraschen lassen. Um es gleich vorweg zu nehmen, wer als Zugabe einen Song der Waterboys spielt, bekommt bei mir ungeschaut alle Punkte. (Nicht umsonst ist der Titel dieses Blogs aus einem Song von Mike Scotts Gruppe ausgeborgt.)

Aber bis zur Zugabe hat es gar nicht gedauert, bis mir das klar war. Das Instrumentenarsenal (irische Flöten, Bodhran) deutet auf irische Einflüsse hin, und tatsächlich hat die Sängerin Galvin mit der hellen Stimme irische Wurzeln. Aber das ist nur ein Einfluss von vielen, tatsächlich spielen die beiden eine ganz eigene Mischung aus Folk-, Blues- und Soul. Dazu kommen noch die warme, an Neil Young erinnernde Stimme des Sängers Sko,  skurrile und poetische Songs und wundervoller Harmoniegesang. Manchmal lässt Sko die Bluesgitarre aufblitzen, und Galvin greift zum E-Bass. 

Zwischen den Songs erzählen die beiden ihre nicht allägliche Entsehungsgeschichte: Der Sänger und Gitarrist Sko such eine Bassistin für seine Bluesband,  Galvin dagegen fehlt eine Gitarristin in ihrer Frauengruppe. Die Bands überleben es nicht, aber das Duo Galvin & Sko findet sich. Nach einer Auftrittspause, in der sich Galvin unter anderem dem Verfassen von 2 1/2 Büchern widmet, spielen die beiden jetzt wieder vermehrt Auftritte. Klar, alles klappt noch nicht auf Anhieb, aber ehrlich, deswegen gehen wir ja auf solche Live-Konzerte, weil eben alles möglich ist, weil wir keine perfekten Entertainer sehen wollen, sondern Musiker aus Fleisch und Blut, und wir fiebern mit ihnen mit und schließen sie dann auch ins Herz.

Nach der schon erwähnten verdienten Waterboys-Zugabe finden sich Galvin & Sko,  Claudia Heidegger und Freundinnen noch zu einer ausgelassenen unplugged Jam Session zusammen. Auch Robert Fischer greift zur Gitarre, und wenn ich nicht fotografiert hätte, hätte ich mir wie Jürgen Plank auch einen Shaker geschnappt. "You Ain´t Going Nowhere" von Bob Dylan und "Coffee to go", ein schwungvolles Claudia Heidegger Original mit Ohrwurmrefrain beenden den Abend in der Arena Bar. Ja, wir können uns unsere eigene Hölle machen, aber vielleicht auch das Gegenteil.