"I’m trying to take a stance
and rise above my contradictions
but I’m just a bunch of words in pants
and most of those are fiction"
(Long Strange Golden Road - Mike Scott/The Waterboys)
Ich schreibe über Musik und Menschen, die mir wichtig sind, über Konzerte und CDs.
Donnerstag, 1. Dezember 2016
A good chorus - Leonard Cohen Tribute mit Steve Gander und Band, Schwarzberg, 28.11.2016
Steve Gander, der in Wien lebende Singer/Songwriter aus England singt Leonard Cohens Songs nicht erst seit gestern, bereits zum 70sten Geburtstag des Poeten - und der ist schon eine Zeit her - trat er mit einem kompletten Leonard Cohen Programm auf. Seine Stimme ist mehr als geeignet dafür, sie ist mindestens ebenso tief wie die des Meisters selbst, und man hört ihr die Lebenserfahrung an. Die Band, die er um sich versammelt hat, besteht durchwegs aus Veteranen der Wiener Musikszene, die in unzähligen anderen Formationen aktiv sind - Gernot Feldner am Keyboard, Franz Haselsteiner am Klavier und Akkordeon, Wolfgang Schirl am Bass und Adula Ibn Quadr an der Violine.
Mit "You got me Singing" beginnt das erste Set, von der vorletzten Platte, und vom ersten Ton an spürt man, dass hier nicht einfach Lieder nachgesungen werden, sondern dass die Band die Musik genauso liebt wie wir. Steve Gander legt große Leidenschaft in seine Interpretation, und er schafft es, die Songs mit eigenem Leben zu füllen. Das Publikum hat er damit schnell erobert. Zwischen den Nummern zitiert er Bemerkungen von Cohen und erzählt von seiner ersten Begegnung mit der Musik des Kanadiers, als er "Famous Blue Raincoat" mit Kopfhörern hörte und dachte, so ist also das Erwachsenenleben. Die Zwischenrufe aus dem Publikum, zu dieser Zeit hätte es doch noch keine Kopfhörer gegeben, quittiert er mit einem verschmitzt-ungläubigen: "Come on, I don´t look that old, do I?" Auch Cohens Humor ist also gegenwärtig.
Die Backgroundsängerinnen, ein wesentlicher Bestandteil von Cohens Musik, fehlen heute völlig. So klingen die Songs erdiger, rauher, was ihnen durchaus gut tut. Violine, Orgel und Akkordeon sorgen für warme Klangfarben und setzen eigene Akzente.
Die beiden Sets orientieren sich an Cohens Live Konzerte der letzten Jahre, es wäre natürlich interessant, Songs zu hören, die Cohen nicht oder selten live gespielt hat, aber ich bin sicher, es wird noch andere Gelegenheiten dazu geben.
Aber natürlich schwebt Leonards Geist über dem gesamten Abend, und ich ertappe mich dabei, dass ich fast alle Texte mitflüstere. Es ist ein Abend des gemeinsamen Erinnerns, wehmütig, aber dankbar für die Songs, die uns Leonard geschenkt hat. "Closing Time" hat schon der Meister selbst als Rausschmeißer verwendet, und so endet auch dieses Konzert mit einer rasanten Version, bei der sich Gernot Feldner an der Orgel und Franz Haselsteiner am Klavier Rücken an Rücken austoben können. Jetzt singen wirklich alle mit, und hinten wird noch einmal getanzt. Mit der letzten Zugabe "Halleluja" ist dann endgültig Schluss, Cohens mittlerweile am meisten gecoverter Song. Steve Gander verrät uns auch den Grund: Warum der Song wohl so beliebt sei, wurde Cohen einmal gefragt. "It has a good chorus," soll er geantwortet haben.